Sonntag, 22. August 2010

Wenn auf einmal alles vorbei ist....

2005 lernte ich ein Kerl kennen.
Er kam regelmäßig Donnerstags abends zum Stall.
Er hatte immer viel zu erzählen. Von seinen Pferden, von seinem Hund, vom Brot backen.........
Als erstes fiel mir auf, das er eine wunderbare Stimme hatte. Nicht gesanglich, aber wenn er erzählte, dann war mir egal was er erzählte. Hauptsache er erzählte.

Er war verheiratet und eigentlich so gar nicht mein Typ. Also hab ich die Abende im Stübchen genossen, mir seine Geschichten angehört und gut.

Im März 2006 war ich gerade frisch getrennt und besucht mit einer Freundin ein das Tunier in Dortmund.
Hier wurde auch Kegel gefahren. Der Kerl war auch da. Mit ein paar anderen bei uns aus dem Stall.
Er stand hinter mir, legte seine Hand auf meinen Bauch und erklärte mir, wie das abläuft, beim Kegel fahren.
Ich mochte ihn sehr.
Dann wurde mein Leben ein Trümmerhaufen. Wir sahen uns weniger.
Ende 2006 verließ ihn seine Frau.
Ich verlor meinen ältesten Sohn.
War wieder schwanger.
Er rief mich an.
Hast du Lust mit mir zu frühstücken.
Wir trafen uns, frühstückten, sprachen über unsere Sorgen.
Er wurde zu einem sehr guten Freund.
Im Mai 2007 wurde mein Zwerg geboren. Ich besuchte ihn, wir quatschten.
Eines Abends bekam ich eine SMS.
Er wollte mehr.
Das hätte ich nicht gedacht. Ich wusste, das wir uns nicht egal waren, aber das er mehr wollte?
Erst hielt ich es für einen Scherz.
Wir kamen uns vorsichtig näher. Ich weil ich Angst hatte, er weil er wusste das ich Angst hatte.
Im Juli waren wir dann zusammen.
Ich konnte es kaum fassen.
Ein Mann der wusste was er wollte aber auch immer daran dachte, was für mich wichtig ist.
Ich werde nie vergessen, wie er mich das erste Mal geküsste hat.
So zärtlich.
Ich wusste, hier bist du sicher.
Hier passiert dir nichts mehr.
Trotz der Schwierigkeiten, seine Scheidung, mein Ex, seine Neuorientierung im Job, Finanzsorgen, war ich glücklich.
Ich hatte ihn, meinen Deckel!
3 Jahre voller Liebe, Leidenschaft, Glück und Momenten die nicht zu beschreiben sind.
Er wusste mich zu nehmen. Er brachte mich zum Lachen, er spielt " Für mich bist du schön" auf seiner Klarinette, er vertraute mir seinen Hund und sein Pferd an.
Er achtete auf meine Kinder, achtete auf mich. Er war stolz auf mich und baute mich wieder auf, wenn es mir schlecht ging.
Er verlangte nur das, was ich zu geben im Stande war.
Wir hatten Träume, von unserem eigenen kleinen Haus, er wollte mir noch viel zeigen, wir wollte noch soviel machen.

Und als alle unsere Sorgen so langsam kleiner wurden, wir Licht am Ende des Tunnels sehen konnten, starb er urplötzlich.
2 Wochen im Krankhaus. 2 Ops und trotzdem starb er.
Alles vorbei?
Alle Träume?
Alles einfach weg.

Er fehlt überall.
Niemand mehr, der mich stützt, niemand mehr der mir die Kinder abnimmt, wenn ich nicht mehr kann, niemand mehr der mich in den Arm nimmt und mir sagt, das alles wieder gut wird.
Mein Grund zu kämpfen...... einfach weg.
Keiner mehr, der morgens schon mal den Kaffee angestellt hat, keiner mehr der mit mir fachsimpelt, keiner mehr mit dem ich die Tuniere besprechen kann, keiner mehr der mir erklärt warum ein Nasenband kein Nasenriemen ist und welchen Sinn und Zweck es hat. Keiner mehr der mir erklärt, warum die Hundeanpaarung aus Züchtersicht unpassen ist, keiner mehr mit dem ich über die Ausbildung des Pferdes sprechen kann, keiner mehr der mein versalzenes Essen liebt, keiner mehr mit dem ich mich über das TV-Programm streiten kann. Keiner mehr mit dem ich die Kandidaten bei DSDS diskutieren kann.

Ein schwarzes Loch tut sich auf. Ich steh vor dem Nichts.
Der einzige Grund morgens noch aufzustehen, sind meine Kids.
Ja, aber die können IHN nicht ersetzten.
Sie können mir nicht die Sicherheit vermitteln, mit ihnen kann ich nicht meine Probleme besprechen.

Alles was mir bleibt, sind die Erinnerungen.
Erinnerungen an nächtelange Gespräche, an seine Arme, sein Lachen.......
Aber reicht das?
Im Moment, 3 Monate nach seinem Tod, definitiv nicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen